Deutsch-Dänischer Krieges 1848-1850 


Der deutsch-dänischen Krieges von 1848/50

Zwei der drei genannten tönninger Gefallenen starben bei oder nach der Schlacht um Friedrichstadt. Damit erinnert uns das Denkmal an das sinnloseste kriegerische Morden im Nordfriesland der Neuzeit. Es waren schleswig-holsteinische Truppen die das kleine von dänischen Truppen gehaltene Friedrichstadt umschlossen und zerschossen. Über 300 Menschen starben dort zwischen dem 29. September und 4. Oktober 1850. Am letzten Tag der Beschießung kamen die beiden tönninger Nordfriesen im Kampf gegen vorrückende Truppen der Dänen und Eiderdänen - oft selbst Nordfriesen - um. 

Vorgeschichte
Nordfriesland war seit 1713 Teil des dänischen Gesamtstaates, der sich von Island über das Nordkap bis zur Elbe erstreckte. Das Königreich Dänemark stand auf Seiten Napoleons im Kriege gegen Preußen, Schweden sowie weiterer Verbündeter und wurde 1814 zum größten Kriegsverlierer. Es mußte Norwegen an die Schweden abtreten.
 

Die Nordfriesen, besonders der Uthlande als Königsfriesen, deren Vertreter direkt - ohne Umweg über einen Landesherrn - dem dänischen König unterstanden, hatten lange Zeit viele Sonderrechte. Es hatte sich gut unter den Dänen gelebt und für sprachliche, kulturelle, rechtliche Sonderwege war Platz gelassen worden.

Die machtpolitische Verbindung von Dänemark mit Napoleon führte aber bald zu unerfreulichen Einschnitten in das Leben der Nordfriesen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Großbritannien mit der britischen Elbblockade von 1803 bis 1807 gegen den auch für Dänemark wichtigen Hafen Hamburg trafen den Handel und damit die nach Großbritannien exportierende Landwirtschaft und Seefahrer in Nordfriesland.

Nur Tönning gewann kurz durch den Krieg. Der kleine Hafen Tönnings war offen und plötzlich das Tor Europas zum Seehandel. In Tönning - "Klein-Hamburg" - verdreifachte sich in kürzester Zeit die Einwohnerzahl. Durch die bald folgende Gegenreaktion der napoleanischen Verbündeten, der Kontinentalsperre seit 1806/07, verloren dann aber insbesondere die Inselfriesen die wichtige Erwerbsquelle durch die Seefahrt. Die "Grönlandfahrt", meint den Walfang, gab auch immer schlechteres Einkommen. Dann rückten die schwedisch-russisch-preußische Armeen erfolgreich gegen Napoleon vor und maschierten in Teile Nordfrieslands ein. Der Winter 1813/14 ging als "Kosakenwinter" mit den Lasten der Besatzung für die Bevölkerung in die Familienanalen ein. Die Kriegskosten brachten dem Staat Dänemark 1813 den Staatsbankrot bei, die Steuerlasten für Eigentum wurden drastisch erhöht. Eine neue Währung wurde eingeführt - die Ereignisse in Argentinien zum Jahreswechsel 2001/02 mögen vermitteln, wie das alltägliche Leben verändert wurde. Eine Zeit der Mißernten folgte, neben die Staatskrise stellte sich 1827-29 die Agrarkrise. Viele Höfe gingen in den Konkurs, Hunger kam ins Land. Das Gutleben unter dänischer Herrschaft hatte ein Ende.

Allerdings, seit1830 ging es wieder in der Landwirtschaft und im Einkommen der Nordfriesen voran. Verstärkt wurde besonders in Eiderstedt Viehzucht betrieben, der wieder mögliche Export nach Großbritanien florierte. Während im nördlichen Festlandsbereich Nordfrieslands die Verwaltung durch Ämter eng an die schleswigschen Landesherrn und den dänischen Staat gebunden war, es auf den Inseln königlich-dänische Enklaven gab, blieb Eiderstedt mit vielen Gebieten der Uhtlande weitgehend unter landschaftlicher Selbstverwaltung.

1848

Aber nun wirken neue Ereignisse aus Frankreich nach Schleswig-Holstein. Die französiche Julirevolution von 1830 wird zum Impuls regionale Selbstbestimmung im Sprachraum anzustreben. Deutschsprachige "Schleswig-Holsteiner" strebten die Eigenständigkeit des Herzogtums aber auch dessen Einbindung in den Deutschen Bund an. Viele Bürger waren aber auch dänisch sprechend oder wollten aus anderen Gründen den Verbleib unter dänischer Vorherrschaft. Der Begriff der "Eiderdänen" kam auf und beschreibt wie ein Bruch mitten durch die Regionen verlief. Als der dänische und zugleich Herzog von Schleswig-Holstein König Friedrich VII. am 22.3.1848 auf Druck der dänischen Volksversammlung nach der Ernennung eines eiderdänischen Ministeriums auch die Angliederung des Landesteils Schleswigs an den dänischen Zentralstaat anstrebte, kam es am 23./24. März 1848 zur Erhebung in Kiel. 

Es erklärte sich eine Provisorische Regierung, die sich zumindest taktisch auch auf Friedrich VII berief, und eine eigenständige national-liberale Verfassung für Schleswig-Holstein verkündete. Die Aufnahme in den Deutschen Bund wird angestrebt. 
Die Provisorische Regierung - namentlich Beseler und Olshausen - versucht mit dem die Zugehörigkeit zu Dänemark oder (Deutsch-)Holstein der Gebiete im nördlichen Landesteil Schleswig Vorschlag per Volksabstimmung festzulegen, einen Krieg zu verhindern. Mit dieser Forderung - dem freien Selbstbestimmungsrecht der Völker - bringen sie ein neues Prinzip in die europäische Politik ein - zu früh. Weder in Dänemark noch in Deutschland reagieren die politischen Führungen (Degn, 1994).

Am 9. April kommt es bei Bau nordwestlich von Flensburg zu ersten Gefechten, die Kieler Turner und Studenten als tragende Kräfte der Deutsch-Schleswig-Holsteiner unterliegen der dänischen Armee. Es ist dieses Desaster, daß dann Reaktionen in Deutschland auslöst: viele Freiwillige kommen zur Unterstützung aus dem Gebiet des Deutschen Bundes, der Deutsche Bund erkennt am 12. April die Provisorische Regierung an und sendet ein Hilfskorps von 9000 Mann. Unter dem Druck der liberalen Märzerhebung in Preußen entsendet auch Friedrich Wilhelm IV. Korps von 12 000 Mann. Unter preußischem Oberbefehl erringen die Deutsch-Schleswig-Holsteiner mehrere Siege und rücken bis nach Jütland, bis nahe zu den Düppler-Schanzen vor. 

Dänemark wird durch schwedisch-norwegische Kräfte unterstützt, ein umfangreicher internationaler Konflikt droht sich zu entwickeln. Die europäischen Großmächte - vor allem England - drängen Dänemark und Preußen zum Vertrag von Malmö. Schleswig-Holstein wird in den Verträgen am 26. 8. 1848 formal einer gemeinsamen Regierung von Preußen und Dänemark unterstellt. 

1849

England drängt nun doch eine Teilung des Landesteiles Schleswig zu erwägen. Zurückhaltend positive Reaktionen durch dänische Regierungskreise führen zu Protesten nationaler Kräfte: Schleswig soll nicht geteilt werden, sondern fester Bestandteil Dänemarks werden. 
Dänemark kündigt am 26. 3. 1849 die Gemeinsame Regierung und den Waffenstillstand auf. Am 27. setzt daraufhin die Deutsche Reichsregierung zu Frankfurt eine Statthalterschaft durch Wilhelm H. Beseler und Friedrich zu Reventlou ein. Wenige Tage später, am 3. 4. 1849 reagiert Dänemark mit Krieg gegen Preußen. 
Zuerst erringen die Reichstruppen Vorteile, die Düppeler Schanzen werden erobert, die Städte Kolding und Veijle erobert. Dann am 6. Juli erfahren die Schleswig-Holsteiner mit ihren Verbündeten bei Fredericia eine schwere Niederlage. Bei einem weiteren Gefecht nahe Eckernförde findet der Tönninger Andres den Tod, der zeitlich erste Gefallene auf dem Denkmal.

Erneuter internationaler Druck führt am 10. 7. 1849 zur Vereinbarung eines Waffenstillstandes. Die Statthalterschaft für den Deutschen Bund wird auf Holstein begrenzt. 

1850

Internationale Interessen und der Druck Großbritanniens, Rußlands und anderer europäischer Großmächte lassen Preußen bereits am 2. Juli 1850 mit Dänemark Frieden schließen. Im 1. Londoner Protokoll vereinbaren England, Rußland, Frankreich und später Österreich mit Dänemark und Schweden die Integrität des Dänischen Gesamtstaates. 

Die Vereinbarungen und der Rückzug Preußens werden von den Deutsch-Schleswig-Holsteinern als Verrat verstanden. Völlig chancenlos wird auf Beschluß der Statthalterschaft der Krieg fortgesetzt. Bereits am 25. Juli werden die Schleswig-Holsteiner Truppen bei Idstedt vernichtend geschlagen und bald darauf zogen dänische Truppen wie eine Besatzungsmacht in einer abtrünnigen Provinz in Husum ein. Als mit der Beschießung des kleinen von Dänemark besetzten Friedrichstadt durch die Deutsch-Schleswig-Holsteiner am 29. September 1850 begonnen wird, ist der Krieg bereits verloren. Am 4.10. rückt dann das dänische Heer gegen die Belagerer vor und beendet den Beschuß. Es war die letzte bedeutende aber völlig sinnlose Schlacht des Deutsch-Schleswig-Holsteiner Heers bei dem die beiden tönninger Soldaten Peters und Peters umkamen.

Von 1850 bis 1870: neue Konflikte
Anfang 1851 wird der Landesteil Schleswig - und ein Jahr später auch Holstein - unter dem Druck Österreichs mit Zustimmung des Deutschen Bundes der dänischen Verwaltung unterstellt. Eine Zeit der politischen Verfolgung der Deutsch-Schleswig-Holsteiner folgt.

Formal bliebt Schleswig-Holstein nach dem 2. Londoner Protokoll vom 8.5.1852 eigenständig und darf nicht dem dänischem Staat angegliedert werden. Für die Landesherrschaft wird die dänische Erbfolge nach der weiblichen Linie wie in Dänemark durchgesetzt. Dänemark hofft hiermit per adliger Landesherrschaft Schleswig-Holstein als einen Teil des Gesamtstaates zu integrieren und kann sich hierbei auf die Anerkennung des Zieles durch die nicht-deutschen europäischen Mächte von 1850 berufen.

Schleswig-Holstein wird erneut zum Konfliktfeld dänisch-deutsch/preußischer Interessen. Der auch weiterhin fast chaotische Geschichtsverlauf spielt für das Denkmal in Tönning keine Rolle. Zu nennen ist vor allem der Versuch Dänemarks Schleswig-Holstein als Landesteil zu annektieren, der unter einer veränderten Machtverteilung in Europa zum 2. deutsch-dänischen Krieg von 1864 führt. Preußen gewinnt diese Auseinandersetzung. Preußen bleibt militärisch in Schleswig präsent, während das Herzogtum Holstein österreichischer Statthalterschaft und den verbundenen Augustenburgern zufällt. 1866 vertreiben die Preußen die österreichisch-augustenburgischen Kräfte kampflos, jedoch wird die Entscheidung der Vorherrschaft Preußens 1866 in Königgrätz - heute in der Tschechei - entschieden. Militärische Erfolge wie politische Taktik Bismarck stabilisieren die Rolle Preußens.
 


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