Ferdinand von Müller in Australien



 

Mueller in Australien

 
Sir Ferdinand von Mueller

Kindheit
Leben in Tönning, Ausbildung in Husum und Kiel
Müller in Australien
Mueller privat und Tod
Eine kleine Bibliographie

In jedem Fall aber bestieg im Juli 1847 Ferdinand Müller, gerade 22 Jahre alt, mit seinen beiden jüngeren Schwestern Bertha (21) und Clara (14) in Bremen die "Hermann von Beckerath". Quer über den Atlantik nach Südamerika und dann um das berühmt, berüchtigte Cap Horn führte die Reise erst an der Südspitze Patagoniens, an Feuerland vorbei und quer durch den Pazifik weiter nach Australien. Eine heute unverständlich umständliche aber damals nicht unübliche Reiseroute. Am 15. Dezember 1847 wurde Adelaide, die Hauptstadt der damaligen britischen Kronkolonie "South Australia", erreicht.

Trotz damalig zahlreicher deutscher Einwanderer war Australien deutlich von einer britischen Oberschicht dominiert. Sicherlich um sich möglichst zügig und ohne überflüssigen Balast in die Wahlheimat zu integrieren nutzte Ferdinand Müller nach seiner Einbürgerung seit 1849 (Markose, 1997) die deutsche Subscription "Mueller" für seinen Namen, unter der fast alle späteren Veröffentlichungen zu finden sind.

Noch vom Schiff solle er sich, wie es nach Maroske (1995 S.397) heißt, die ersten Pflanzen aus australischen Gewässern gefischt haben. Um 1849 arbeitete er zeitweilig als Gehilfe einer Apotheke in Adelaide und versuchte sich eine Zeit lang als "Siedler". Auch dort unternahm er zahlreiche Excursionen und lernte die australische Pflanzenwelt kennen.

1852 zog Mueller in die zu "South Australia" benachbarte Kolonie und heutigen Bundesstaat "Victoria" in das im Goldrausch aufblühende Melbourne. Durch Empfehlungen des britischen Botanikers Sir William Hooker wurde er vom Gouverneur La Trobe 1853 zum ersten Regierungs-Botaniker (Government Botanist) der Kolonie Victoria berufen (Voigt, 1996, S. 17, Schons 1997-99, erst im Jahr 1855 nach Brockhaus 1888). Eine Stelle die für ihn neu geschaffen wurde. Bereits im gleichen Jahr (Markose, 1997) richtete er das National Herbarium of Victoria ein, in dem noch heute seine reichhaltige Sammlung aus aus Australien und Übersee stammender Pflanzen den Grundstock bilden. Auch werden dort seine umfangreiche private Bibliothek und andere Unterlagen zur Person Ferdiand Mueller aufgehoben.

Zahlreiche botanische Excursionen unternahm Mueller in die australischen Alpen und erarbeitete die dortige Vegetation. In den Jahren 1855 und 56 nahm er als Botaniker an der Expedition von Augustus Charles Gregory in den noch unbekannten Norden und Nordwestens Australiens teil. Hierdurch wurde er auch als Geograph ein gesuchter Experte.

1857 (Voigt, 1996, S. 18; Lohmeyer 1997) wurde er der erste Direktor des Botanischen Gartens zu Melbourne berufen. Daß er die Position weniger für die Schau- und Erhohlungseffekte des Gartens als für die Erforschung der Pflanzenwelt Australien nutzen würde, wurde ihm in den 70er Jahren des 19.Jh. vorgeworfen. 1873 wurde er von dieser Position durch die Stadt Melbourne entlassen, allerdings ohne seine Bezüge zu verlieren. Auch wenn er den gewonnen Freiraum für seine Forschungstätigkeit nutzte, blieb er über die Anfeindungen zeitlebens enttäuscht.

Er nahm an zahlreichen Expeditionen ins Landesinnere teil. Noch heute tragen hunderte von australischen Pflanzen am Ende ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung das Namenskürzel ihres Erstbeschreibers. F. Muell. oder später nach Adelung auch F. v. M[uell].

Im Jahr seines Abschieds von der Arbeit als Direktor des Botanischen Gartens verlieh ihm dann die Universität seiner Geburtsstadt Rostock den Ehrendoktortitel der Medizin (!). Dorthin waren 1864 einige Präparate durch ihn aus Australien und 1879 auch aus Neuseeland gelangt, wovon heute neben einer kleinen Eiersammlung noch einige wenige Stopfpräparate und montierte Skelette erhalten sind (Universität Rostock, 2000).

Vom König von Württemberg wurde ihm am 20. Dezember 1867 der erbliche Adelstitel des Barons verliehen (nach Paul A. Schons 1997-1999, erst 1871) und wurde 1879 dann auch zum Ritter geschlagen. Eine mehr als wissenschaftliche Ehrung, die sich der auswandernde Pharmazeut sicherlich nicht zu träumen gedacht hatte und von ihm besonders geschätzt wurde.

 

Vielseitig

Ferdinand von Mueller war nicht nur Pharmazeut, Arzt und Botanitker, sondern auch Geograph. Eben ein echter Naturkundler des 19. Jh.. So war er auch an den Grundlagen der Kartographie Australiens beteiligt, sammelte faunistische Exponate und widmete sich der Pilzkunde.

Eine rege Korrespondenz und Zusammenarbeit verband ihn über rund 20 Jahre mit dem berühmten Geographen August Petermann, einem wichtigen Förderer der Afrikaforschung und durch "Petermanns Geographische Mitteilungen" - Gotha Gründer der ältesten bis heute wichtigen (vorwiegend) deutschsprachigen geographischen Fachzeitschrift.

Durch seine führende Mitgliedschaft bei der Royal Society of Victoria in Melbourne konnte er auf zahlreiche Expeditionen in Australien Einfluß nehmen. So ging die Teilnahme dreier nicht britischer sondern in Deutschland geborener Expeditionsmitglieder - der Maler/Illustrator Ludwig Becker, der Arzt und Naturforscher Hermann Beckler und Wilhelm Brahe - bei der bedeutenden Expedition von Burke und Wills 1860/61 auf seine Einflußnahme zurück. Die Expedition war erfolgreich aber Endete in einer Katastrophe. Noch intensiver bemühte er sich um den verschollenen deutschen Australienforscher Ludwig Leichhardt.

Ein großer Teil seiner Korrespondenz mit Petermann hat immer wieder Fonds und Spendensammlungen für Suchexpeditionen zum Inhalt, jedoch steht die Förderung und Unterstützung von Expeditionen als gemeinsammes Anliegen im Mittelpunkt. In seinem Breifwechsel mit Petermann wird deutlich, daß ihm die Unterstützung von Expeditionen vor allem die Erschließung neuer Regionen zur Besiedlung durch Europäer ist. Würdenzeichen nicht abgeneigt umfaßt der Briefwechsel oft Lange Debatten über Namensverleihungen neu entdeckter Gebirge, Flüße und Berge. 


Das Pilze als die dritte Gruppe neben Pflanzen und Tieren stehen, ist ein neues Verstehen am Ende des 20. Jh.. Für Ferdinand von Mueller waren sie Teil des Pflanzenreichs. Er hatte als Mitarbeiter des britischen Botanikers George Benthams Flora Australiensis mitgearbeitet, war der in Australien lebende wichtige Partner und wurde in dem bedeutsamen Werk dann auch als Beteiligter (assisted by F. Mueller) genannt. Zeitweise plante er eine Ergänzung des Werkes durch Bände zur Mykologie. Dann aber 1881 publizierte er den ersten Katalog australischer Pilze, den er in Zusammenarbeit mit den britischen Mykologen M. J. Berkeley und M. C. Cooke erarbeitet hatte (Lohmeyer, 1997).

Alle das Verzeichnis seiner publizierten Schriften (Churchill et al. 1978) umfaßt über einhundert Seiten läßt und vermittelt einen Eindruck über das Ausmaß seiner Tätigkeit. Zu seinen bekanntesten Einzelwerken zählt die Eucalyptographia (1879-1884).